Personalnotstand an der Fleischtheke: Warum traditionelle Metzgereien Nachwuchsprobleme haben

Lauffen a.N. (ots) –

Viele Metzgereien kämpfen ums Überleben – nicht wegen fehlender Kunden, sondern wegen fehlendem Nachwuchs im Betrieb. Kaum jemand will heute noch hinter die Fleischtheke und lange Arbeitszeiten, körperliche Belastung und ein angestaubtes Image schrecken junge Menschen ab. Die Folge: Familienbetriebe geraten unter Druck, Inhaber müssen selbst einspringen, und Öffnungszeiten werden gekürzt.

Es gibt nicht zu wenig Fleischesser, sondern zu wenig Menschen, die diesen wichtigen Beruf ausüben wollen. Dieser Beitrag zeigt, warum das Handwerk dringend neue Wege in Ausbildung, Kommunikation und Wertschätzung braucht und wie Metzgereien es schaffen könnten, wieder attraktiv für die nächste Generation zu werden.

Fehlende Führung und Wertschätzung im Betrieb

Das Kernproblem beginnt im Inneren der Betriebe. Viele Inhaber beklagen den Fachkräftemangel, ohne die eigenen Strukturen zu hinterfragen. Jahrzehntelang wurde wenig unternommen, um Mitarbeitende besser zu führen, einzubinden und ihnen Entwicklungsperspektiven zu bieten. Dabei beginnt gute Mitarbeiterbindung schon am ersten Tag: mit einer durchdachten Einarbeitung, klaren Abläufen und persönlicher Begleitung.

Ein moderner Betrieb braucht heute mehr als handwerkliches Können; er braucht Führungskompetenz. Dazu gehören regelmäßige Gespräche, Feedback und transparente Kommunikation. Wer Mitarbeitende ernst nimmt, gibt ihnen nicht nur Aufgaben, sondern auch Ziele. In vielen Metzgereien fehlt genau das: Nach wenigen Monaten haben Angestellte das Gefühl, alles gelernt zu haben und bleiben dann jahrelang auf derselben Position. Diese Stagnation demotiviert und führt langfristig zum Ausstieg.

Regelmäßige Teambesprechungen, klar definierte Zuständigkeiten und realistische Aufstiegsmöglichkeiten könnten dagegen einen entscheidenden Unterschied machen.

Außendarstellung: Sichtbarkeit statt Schweigen

Ebenso gravierend ist das zweite Problem: die kaum vorhandene Außendarstellung. Zwar veröffentlichen viele Betriebe heute Stellenanzeigen oder Social-Media-Posts à la „Wir suchen Mitarbeiter“, doch echte Einblicke in den Berufsalltag bleiben selten. Auf den Webseiten und Kanälen fehlen Gesichter, Geschichten und ehrliche Darstellungen des Arbeitsalltags.

Wie sieht der Tag einer Verkäuferin in der Metzgerei wirklich aus? Was macht den Beruf spannend, was fordert ihn heraus? Diese Fragen bleiben unbeantwortet und so entsteht ein Bild, das von Klischees geprägt ist. Negative Schlagzeilen oder alte Vorstellungen vom „blutigen Handwerk“ überlagern die Realität eines vielseitigen und modernen Berufsfelds. Dabei bietet das Handwerk heute zahlreiche Tätigkeiten, von der kreativen Produktentwicklung über Lebensmitteltechnologie bis hin zum direkten Kundenkontakt. Wer das sichtbar macht, kann wieder Interesse wecken.

Marketing darf dabei kein Nebenthema mehr sein. Gutes Personal gewinnt man nicht mit Floskeln, sondern mit Authentizität. Es braucht echte Fotos, ehrliche Geschichten und Menschen, die zeigen: „So sieht Arbeit bei uns wirklich aus.“ Diese Form der Kommunikation schafft Nähe und ist heute wichtiger als jede klassische Anzeige.

E-Learning und neue Wege für Quereinsteiger

Um den Nachwuchs langfristig zu sichern, müssen Metzgereien außerdem offener für neue Ausbildungsformen und Quereinsteiger werden. Digitale Lernangebote, etwa einfache E-Learning-Module oder Videotrainings, können dabei helfen, Wissen strukturiert zu vermitteln. So lassen sich auch kleinere Betriebe entlasten, die keinen klassischen Ausbildungsapparat haben.

Gerade in Zeiten, in denen immer mehr Menschen beruflich umdenken, liegt hier eine große Chance: Wer den Einstieg in das Handwerk erleichtert und moderne Lernwege anbietet, erweitert den Kreis potenzieller Bewerber deutlich.

Wirtschaftliche Verantwortung und neue Standards

Nicht zuletzt müssen Metzgereien als Arbeitgeber attraktiver werden – nicht nur in Worten, sondern in Taten. Faire Bezahlung, fünf Wochen Urlaub und ein respektvoller Umgang sind heute keine Sonderleistungen mehr, sondern Grundlage. Betriebe, die weiterhin auf alte Strukturen setzen, werden auf Dauer keine Fachkräfte finden.

Wo Löhne angemessen sind, Kommunikation auf Augenhöhe stattfindet und das Team ernst genommen wird, funktioniert das Handwerk, wirtschaftlich wie menschlich.

Fazit: Wandel von innen heraus

Der Fachkräftemangel in der Fleischbranche ist kein Schicksal, sondern eine Folge unterlassener Entwicklung. Statt über fehlenden Nachwuchs zu klagen, müssen Metzgereien beginnen, sich selbst zu verändern: bessere Mitarbeiterführung, offenere Kommunikation, sichtbare Außendarstellung und moderne Ausbildungsmethoden. Wer zeigt, was das Handwerk wirklich zu bieten hat, wird auch künftig Menschen finden, die es mit Stolz und Leidenschaft ausüben wollen.

Über Tobias Fichtel:

Tobias Fichtel ist Metzgermeister, Fleischsommelier und Betriebswirt sowie Gründer der Fichtel Consulting GmbH. Mit seiner langjährigen Erfahrung unterstützt er klassische Handwerksmetzgereien im deutschsprachigen Raum bei der Betriebsoptimierung. Sein Fokus liegt auf Personalführung, Struktur und Digitalisierung – zentrale Hebel im Kampf gegen den Fachkräftemangel. Mehr Informationen unter: https://www.tobias-fichtel.de/

Pressekontakt:
Fichtel Consulting GmbH
Vertreten durch: Tobias Fichtel
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Quelle: ots

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